Eigentlich war ich der festen Ueberzeugung, dass ich wegen des heutigen Sonntags etwas laenger im Olivenfeld ausschlafen kann. Der Bauer, der gegen 6:10 Uhr bei noch voelliger Dunkelheit kreuz und quer ueber das Nachbarfeld fuhr, um hier und da mit lauten Schlaegen etwas im Boden zu versenken, sah das allerdings nicht so. Kurz vor sieben hatte ich also bereits gepackt und war abgefahren.

Kalt war es. Tagsueber ist die Sonne sehr angenehm, es ist eher 2 zwei Grad zu warm als zu kalt. Abends bleibt es auch lange genug mild, bei den fruehen Abfahrten ist es aber schon immer etwas frisch. Zwar mit kurzen Hosen aber auch mit Handschuhen bekleidet, ging ich heute auf die ersten Kilometer, bis die Sonne ueber die Berge blinzelte.

Die Etappe fuehrte erneut mitten durch die spanische Bergwelt, was sie landschaftlich sehr schoen, andererseits nicht minder anstrengend machte. Die Durchschnittsgeschwindigkeit (die ich nie berechne) fuehlte sich heute so niedrig an wie schon seit Langem nicht mehr.

Etwas deprimierend war es schon, als heute eine Landstrasse ploetzlich zur zweispurigen Schnellstrasse wurde und ich sie nicht mehr nutzen durfte. Insbesondere deshalb, weil mir ein grosses Schild daneben unter die Nase rieb, dass ich ueber den Umweg der EU diesen Ausbau auch noch mitfinanziert hatte.
Ansonsten sind diese "EU-Bezuschusst"-Schilder meist ein Anlass zur Freude, da sie einen guten Fahrbahnbelag versprechen. Heute hatte ich mal Pech und die EU hat es ZU gut fuer mich gemeint.

Manchmal wundere ich mich ueber mich selbst.
Als ich die Stadt Jaen passiert habe, sah ich bei einem kurzen Blick im Vorbeifahren von der Umgehungsstrasse aus ein historisches Bauwerk auf einem Huegel und dachte mir dabei etwas wie "sieht ganz nett aus". Auf eine ausfuherliche Besichtigung, sowohl des Bauwerks als auch der Stadt, hatte ich aber nicht die geringste Lust.
Keine Stunde spaeter schlage ich mich eine halbe Ewigkeit durch das Gemuese, um den vorhin von der Strasse aus zu erahnenden Schlafplatz mit Blick herab auf eben diese Stadt als Lagerplatz zu suchen. Als dann das Zelt steht (im heutigen Fall auf einer Anhoehe zwischen zwei Olivenfeldern), blicke ich minutenlang hinab ins Lichtermeer und geniesse den Moment.
Bei Tageslicht werde ich morgen solche Staedte wieder interessenlos links liegen lassen.
Ich finde es zugegebenermassen selbst eine merkwuerdige Art zu reisen, aber sie bereitet mir einfach so viel Vergnuegen, dass ich nicht von ihr lassen moechte.