Ich erinnere mich noch genau als ich zuhause ueberlegte, welches Kettenoel ich mitnehmen soll. Schliesslich verlangt die Kette und das ein oder andere bewegliche Teil mit der Zeit nach etwas Schmierung. Die Entscheidung war aus zwei Kandidaten zu treffen: Entweder fuer "trockene und staubige" Gebiete oder alternativ fuer "feuchte und schlammige" Einsaetze. Wie so oft siegte der Optimist in mir.
Dieser Running-Gag verfolgt mich nun schon seit der Abfahrt in meinem Kopf und nach der erneuten Regenfahrt heute, sollen nun auch alle Mitlesenden darueber lachen duerfen.

Die Landschaft war heute so wie ich sie mir erst in Finnland vorgestellt habe. Lange Geraden, sehr wellig, jedoch ohne zu scharfe Anstiege. Und immerzu im Wald.
Man hat praktisch keine Aussicht, kann nur schwer einschaetzen, ob man Hoehe gewinnt oder verliert. Es gibt immer nur die vor einem liegende wellige Gerade, die irgendwo in einer Kurve oder nach einer Kuppe endet.
Da die Strassen heute nicht gerade stark befahren waren, faehrt man auf einer solchen Geraden die meiste Zeit allein.
Es ist eine ganz andere Art des Radwanderns als dies in Deutschland auf den Radwegen mit unzaehligen Unterbrechungen oder den viel befahrenen Landstrassen der Fall ist. Ich bin gespannt, ob sie mir nach drei Wochen immer noch so gut gefaellt wie heute. Ich weiss zwar nicht genau was mich in Finnland erwartet, ich glaube aber, die Fahrt heute kommt dem sehr nahe.

Wegen des Regens habe ich wieder einen Campingatz angefahren. Ich moechte endlich meine Waesche trocken bekommen, die ich gestern Abend gewaschen habe und die momentan unter einem kleinen Vordach des Waschhauses baumelt.

Es haette die perfekte Abendidylle sein koennen. Ich sass auf einer Bank, direkt an einem See, ass zu Abend, studierte Strassenkarten und beaeugte das Wolkenspiel. Und schon regnete es wieder. Jetzt stehe ich also in einer vier qm grossen Campingplatzkueche, warte bis es aufhoert zu regnen und ich in mein Zelt gehen kann ohne klitschnass zu werden.
Das Gute ist, dass das Wetter noch viele Monate Zeit hat, um das wiedergutzumachen, was es momentan verbockt.

Ich will aber nicht nur ueber das Wetter schimpfen, das wird der bisherigen Reise nicht gerecht. Man sollte auch die positiven Aspekte nicht unerwaehnt lassen, die gerade weil sie so gut laufen, hier nicht hervorgehoben werden.
So laeuft mein Fahrrad nun schon deutlich ueber 1000 km ohne Schwaechen zu zeigen. Auch koerperlich habe ich keine Schaeden zu vermelden. Insgesamt also kein schlechter Start.